|
|
Nach
dem Tode seines älteren Halbbruders, Kronprinz Maha Vajirunhis,
1895, wurde er mit 14 Jahren offiziell zum Kronprinz ernannt.
In den 16 Jahren bis zu seiner Krönung nutzte er alle Möglichkeiten
der Vorbereitung, um ein guter Monarch zu werden.
Zusammen
mit seinen Brüdern erhielt er seine Erziehung in England.
Er studierte an der Oxford-Universität. Seine große Liebe
zur Literatur und der Lyrik sowohl in Thai als auch in Englisch
zusammen mit seinen guten schulischen Leistungen ermöglichten
es ihm, sich selbst hervorragend auf seine Regierungszeit
vorzubereiten. Er entwickelte ein System zur Transliteration
von Thai in Englisch und übersetzte das ganze Werk von Shakespeare
in die Thai-Sprache. Seine Passion für traditionelles Thai-Theater
und Ballett hinterließ eine Menge an veröffentlichten Scripten,
die bis heute die Basis des Studiums dieser Künste darstellen.
Er erkannte die Tatsache und war zutiefst betroffen davon,
dass das Land unter einem Mangel an großen Köpfen litt. Konsequenterweise
kümmerte er sich darum, diesen Missstand zu beseitigen, indem
er Angehörigen der königlichen Familie bis hin zum einfachen
Bürger Bildungsmöglichkeiten schaffte. Da er selbst als Gelehrter
und als militärisches Genie bezeichnet werden konnte, besaß
er beispiellose Fähigkeiten, Menschen zu trainieren. Dazu
gehörte das Bücherschreiben, aber auch das Komponieren und
das Übersetzen ausländischer Werke. In seiner Komposition
Klon Tid Law (Schmutz am Rad) zeigt er klar auf, dass
die größte Behinderung für die Entwicklung des Königreiches
das fehlen kompetenter Leute war. Alle seine literarischen
Werke hatten die versteckte Botschaft in sich, das Volk zu
mehr Produktivität für das Land zu schulen. Daneben notierte
er sich in seinem Tagebuch den Fortgang seiner Bemühungen.
Die Krönung von König Vajiravudh am 2. Dezember 1911 war ein
Ereignis von großer Pracht. Unter den Besuchern zu diesen
Feierlichkeiten waren Mitglieder der königlichen Familien
von England, Dänemark, Schweden, Russland und Japan angereist,
die größte Versammlung europäischen Adels auf dem asiatischen
Kontinent bis dahin. Der russische Kronjuwelier Carl Faberge
eröffnete einen provisorischen Shop innerhalb der geheiligten
Portale des Oriental-Hotels, um mit bei dem Ereignis zu sein.
Am 13. Januar 1913 schrieb er in seinem Tagebuch: “Unsere
Gefechtspiloten sind heute so gut wie Wunderburg, der zwei
Jahre zuvor hier Flugdemonstrationen gab. Unsere Piloten fliegen
mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, die ich heute nachmittag
bei ihrem Flugmanöver beobachten konnte. Sie sind so gut wie
jeder farang , und das macht mich sehr stolz.”
Nach dem Flugmanöver inspizierte er auch die Telekommunikationsstation
beim Marineministerium und schrieb darüber in sein Tagebuch:
“Nachdem ich die wunderbaren Fertigkeiten der Gefechtspiloten
gesehen habe, war ich genauso begeistert von den Geräten zur
drahtlosen Nachrichtenübertragung, die ich bei der Marine
sehen konnte. Ich bin sehr stolz darauf, dass alle diese guten
Dinge in meiner Zeit passieren.”
Während der Regierungszeit von König Rama VI gab es eine Gruppe
von Personen, die mit einem coup d´etat (Staatsstreich)
versuchen wollten, die absolute Monarchie durch eine Demokratie
zu ersetzen. Der erste Coup fand am Piphatsataya-Tag
im April 1912 statt. Nun war es von besonderer Bedeutung,
dass Rama VI bereits einen Monat vor diesem Tag Planungen
gemacht hatte, das Land zu einer Demokratie zu führen. Er
schrieb: “Wenn die Menschen wirklich eine Verfassung wollen,
dann sollen sie darum ersuchen. Niemand hat dafür Nachteile
zu befürchten. Ich werde die Pro´s und Contra´s bezüglich
einer Verfassung erwägen. Ich persönlich denke, es ist besser,
eine Verfassung zu haben, und ich fühle, dass es nicht vernünftig
ist, einer einzelnen Person die volle Macht zu geben. Wenn
der König ein fähiger und weiser Mann ist, der sich die Interessen
seines Landes zu Herzen nimmt, dann ist das das beste aller
Systeme. Wenn aber, auf der anderen Seite, der König inkompetent
ist und lediglich eigene Interessen verfolgt, ungerecht und
grausam waltet und die eigenen Leute bevorzugt, ist das
Land zweifellos in
Unordnung und die Leute sind unglücklich. Dieses bedeutet, dem
Land alle Chancen zu nehmen.” König Rama VI hatte auch über
die Rolle der Volks-Repräsentanten geschrieben und seine wahrscheinlichen
Konsequenzen, die er deutlich auf 15 Schreibmaschinenseiten
darlegte. Am 11. November 1924 wurde ein weiterer Staatsstreich
begonnen, aber vorzeitig abgebrochen.
Thuay Han Pitak
(Dr. Leang Srichanr) war “Democracy Capt” und einer der am
Staatsstreich Beteiligten. Er schrieb in seinen eigenen Erinnerungen:
“Seine Majestät hat unser Leben geschont. Ohne seine Gnade
würden wir heute alle nicht mehr leben.”
König Rama VI war sehr
eifrig um die Einführung eines demokratischen Systems in Thailand
bemüht. Er gründete die Dusi Thani, um die Öffenlichkeit
Erfahrung mit Demokratie machen zu lassen. Er schrieb viele
Artikel über politische Fragen und veröffentlichte (auch unter
den Pseudonymen Assawapahu und Ramachitti)
Ansichten, welche nicht immer mit seinen eigenen Schriften
übereinstimmten. Dabei hatte er eigentlich die Macht, zu tun
und zu lassen, was er wollte.
Seine Leistungen, an
denen man ihn heute misst, waren zahlreich. So sorgte die
Teilnahme im ersten Weltkrieg, in den er mit der Kriegserklärung
an Deutschland 1916 eintrat und Thai-Truppen zusammen mit
den Allierten kämpften, für einen Fortschritt in Politik und
Gesetzgebung des eigenen Landes durch bessere Kontrolle über
die Europäer. Er gründete das White Tiger Corps, die Pfadfinderbewegung,
die Government Savings Bank und vieles mehr. Er wird als der
philosophische König verehrt, der viel für sein Land geleistet
hat.
Er starb in Bangkok
am 26. November 1925 im Alter von 44 Jahren an einer Blutvergiftung.
Gerade zwei Stunden vor seinem Tod wurde ihm als einziges
Kind eine Tochter geboren.
|
|
|
|

|
|
|